Ein Überblick (2013)



23 x 27,5 cm, 208 Seiten, 285 farbige Abbildungen, mit Texten von Christian Bauer, Elke Kania, Birgit Laskowski und Gabriele Uelsberg, Wienand Verlag Köln
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Über das malerische Werk von Luisa Schatzmann zu schreiben ist eine Herausforderung: In ihrem mittlerweile vier Jahrzehnte umspannenden, überaus umfangreichen Oeuvre wechselten sich figurative und abstrakte Phasen ab oder durchdrangen sich, Werke reagierten aufeinander und Neues wurde geschaffen. [...] Im Jahr 2000 formierte sich sich mit dem Umzug in das neue, lichte Atelierhaus Unter Krahnenbäumen [...] der Wechsel von Öl- zur Acrylmalerei in intensiver, strahlender Farbigkeit. [...] Die Farben kommen im Malprozess zueinander. Es gibt kein elaboriertes Schema für den mannigfaltigen Dialog der Farbtöne. Intuitiv und spontan finden sich die Farben gegenseitig, durch die Hand der Malerin geführt. So entstehen Gemälde von berückender Sinnlichkeit und Schönheit, die zugleich die Essenz eines jeden Farbtons und Farbklangs würdigen.[...]

(aus Rückblick nach vorn, Elke Kania)


Luisa Schatzmann verknüpft [...] gerne den Blick in eine fiktive Vergangenheit mit ihrer persönlichen Einschätzung für die Realisation der Zukunft. Die Verbindung von antiken Momenten gehört daher unmittelbar zu ihrem Weltbegriff in der Kunst, den sie immer wieder mit anderen Kulturen, kultischen Objekten und stillebenhaften Kombinationen in reduzierten kompositionellen Bildwerken umsetzt, die die Vergangenheit mit der Zukunft verbinden so wie zum Beispiel in der Serie Erinnerung an die Zukunft von 1995, in dem sie sich des Mediums des Siebdruckes bedient und aus unterschiedlichen Elementen Altes mit Neuem auf der Bildfläche kombiniert und dies mit Farbigkeiten  und Formen hinterlegt, die gleichsamdie Verbindung von früher zu heute thematisieren. In den neuesten Arbeiten geht sie dabei etwas universeller mit den Fragestellungen um und entwickelt Serien wie Lichter, bei denen aus dunklem Grund helle Punkte auftauchen, die sie in Einzelarbeit handkoloriert und so ihre Linoldrucke auf Papier zu Unikaten macht.

(aus Der zweite Raum, Gabriele Uelsberg)


Betrachtet man die Fülle an Arbeiten auf Papier im Atelier, findet man nicht nur den Beleg für die beeindruckende Produktivität der Künstlerin, sondern ist berührt von dem Gedanken, gerade in ihren Zeichnungen Einblick in einen sehr persönlichen Bereich gewährt zu bekommen[...]. Tatsächlich nutzt Luisa Schatzmann eine intime Situation zum Zeichnen: Die meisten Zeichnungen entstehen abends, nach einem arbeitsreichen Tag im Atelier zuhause oder auf einer der vielen Reisen, wenn die Künstlerin zur Ruhe kommt, in der Regel vor dem Fernseher. Ein kleiner Zeichenblock und ein Stift liegen bereit. Einzige Lichtquelle neben dem kalten Flackern des Geräts ist oftmals eine Kerze. Eindruck und Ausdruck liegen nah beieinander, ein laufendes Bild auf dem Monitor begleitet die Bei-Läufigkeit des Stiftes. Parallel zum Fluss der bewegten Bilder vollzieht sich das Entstehen des anderen Bildes auf dem Papier – vielleicht gibt es Einflüsse, aber es gibt keinem direkten motivischen Zusammenhang, eher gleicht der Prozess der Écriture automatique der Surrealisten. Etwas fließt wie von selbst durchs Werkzeug Hand, das aus dem Unbewussten auftaucht, emportreibt, dann, wenn nach Erfüllung des Tagwerks vielleicht Mattigkeit und Entspannung einen produktiven Flow begünstigen, oder auch, wie in der Tamsweg-Serie, das Umfeld des Zweitwohnsitzes in Österreich alltagsfernere Produktionskonditionen bedeutet. Doch nicht nur Tagesreste im Freud´schen Sinne finden ihren Niederschlag auf dem Papier – zwar vieles, was vom Tage übrigblieb, aber mehr als das.

(aus Mehr als vom Tage übrig blieb, Birgit Laskowski)


Wir können an Schatzmanns Bildern [...] erfahren, dass wir blind (gemacht) sind; blind für das Licht der Welt, das auf die urbane Klarheit moderner Archetypik fällt wie auf das Symbole verhandelnde und nach Aufschluss suchende Bewusstsein. Daher verschlüsseln wir in Rätseln, die wir Bilder nennen, das, was zwar einerseits anspricht, sich andererseits aber nicht als ein Allegro (2005) zu Entschlüsselndes zu verstehen gibt. Es benötigt Zeit, fraktale Lebenszeit, um zu erfahren, was sich im Neuronenforst I- III (2008) abgespielt und was uns zur Kolonisation (2008) bewegt hat und zum Bestandteil unserer Adaptionen wurde.

(aus Amme des Werdens, Christian Bauer)



Alhambra, 1983, Öl auf Leinwand, 150 x 130 cm


 

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