24,5 x 30 cm, 72 Seiten, 66 farbige Abbildungen, mit Texten von Gerold Hirn und Jürgen Raap, Palais Liechtenstein, Feldkirch
Landschaft und Wasser spielten als Themen der Malerei bei Luisa Schatzmann bereits in früheren Schaffensperioden eine große Rolle. Wo diese Thematik in eine abstrahierende Formensprache mündet, weicht die Künstlerin per se einer mimetischen Nachahmung der Natur aus und grenzt sich damit von den Topoi in der traditionellen Kunst ab. Wasser hat als semantischer Begriff und als reale stoffliche Substanz für Schatzmann eine elementare und energetische Bedeutung. Damit knüpft sie an religions- und philosophiegeschichtliche Wasserparabeln an, dies jedoch ebenso in einer klaren Abgrenzung zu der Sinnbildhaftigkeit, mit der etwa Ludwig Richter in der romantischen Landschaftsmalerei des 19. Jh. Wasserfälle dargestellt hat. [...]
Wo die Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte gleichzeitig und zwangsläufig auch zu einer Abgrenzung vom Überlieferten und allzu Vertrauten führen soll, da sind solche Verfremdungseffekte natürlich sinnvoll. Sie erlauben Luisa Schatzmann, dem klassischen Genre der Landschaftsmalerei auszuweichen, das bekanntlich jahrhundertelang auf die Erfassung einer geografischen Topografie ausgerichtet war, und dies selbst bei der Wiedergabe von Ideallandschaften, wie sie die Malerei der Romantik im 19. Jh. hervorgebracht hat. Joseph Anton Koch (1768-1839) etwa heroisierte die alpine Landschaft als Sinnbild für die ungebändigte Naturkraft. Für Caspar David Friedrich (1774-1840) spiegelte die Malerei ebenso eine vergeistigte Natur wider, und er erhob seine Bildmotive zu einem Gleichnis der Unendlichkeit. Wenn sich Luisa Schatzmann von solch einer romantischen Allegorik abgrenzt, dann geschieht dies im Bewusstsein, dass sich bei manchen Begriffen die Bedeutungen verschoben haben oder komplexer geworden sind: Wenn –wie oben angedeutet - von Energie die Rede ist, dann kann man natürlich auch heute mit einiger Berechtigung diesem Begriff eine transzendentale Bedeutung zuweisen. Aber als Menschen, die in der Rationalität des 21. Jh. leben, wissen wir zugleich, dass die Energie von Wasserkraft in erster Linie physikalisch-naturwissenschaftlich und eben nicht metaphysisch definiert ist. [...]
Jenseits der vorhin beschriebenen romantischen Allegorik konzentriert sie sich mit großem Interesse am Detail auf bestimmte phänomenologische Sachverhalte, etwa auf die Lichtreflexionen im Laubdickicht, auf die schimmernde Wellenbewegung von Wasser, auf das Wechselspiel von Licht und Schatten, auf das Strukturgeflecht von Geäst, oder auf Blüten, die sich wie abstrakt anmutende Farbtupfer auf dem Bildgrund verteilen. Mit dieser Hervorhebung einzelner ikonografischer Momente variiert sie das pars pro toto-Prinzip, wonach jedes einzelne Element das Ganze repräsentiert. [...]
(aus Sommerlandschaften und Zwischenzeiten, Jürgen Raap)
Meeresleuchten /Tryptichon, 1985, Öl auf Leinwand, 90 x 120 cm, 80 x 120 cm, 90 x 120 cm